Gitta Beimfohr
· 28.01.2024
Die Via Claudia Augusta ist eigentlich eine Route, die man Transalp-Einsteigern empfehlen kann: leicht rollbar und wenig Höhenmeter. Doch die erste Handelsstraße über die Alpen (46 n. Chr. im Auftrag des römischen Kaisers Claudius Augustus fertiggestellt) kann auch anders. Vor allem, wenn die Streckenplaner der BIKE Transalp sie nur als Leitfaden verwenden und gen Nauders jeden verwertbaren Extra-Höhenmeter miteinsammeln. Aber nicht nur, um die Etappe möglichst schmerzhaft zu gestalten, sondern natürlich auch, um mehr Aussicht zu ermöglichen. So wird der erste lange und am Ende wurzelhaltige 1000-Höhenmeter-Anstieg von Imst durchs Pitztal bis zur Pillerhöhe hinauf mit einem Traumblick übers Inntal belohnt. Und natürlich mit einer langen Abfahrt. 700 Höhenmeter rasseln anschließend mit Blick auf den Alpenhauptkamm durch den Tacho.
Unten im Inntal fädelt die Route dann wirklich für 30 Kilometer in die flache, teils abenteuerlich in den Fels geschlagene Via Claudia ein, macht dann aber erneut einen sportlichen Schlenker über die Schweizer Grenze ins Unterengadin. Hier kurbelt man noch eine Weile dem jungen, türkisfarbenen Inn entgegen, bevor der Schotterweg links in den Waldhang abzweigt. 800 Höhenmeter geht’s hier im Zickzack bergauf. Am idyllischen Schwarzsee vorbei und anschließend auf einem Pfad über die grüne Grenze wieder nach Österreich hinüber. Soweit zur harten Kurbelarbeit und zur Bilderbuchkulisse des Tages. Fehlt noch das Programm für die Fahrtechniker im Rennfeld und das kommt ganz zum Schluss: Am Kreuzmoos pumpt man sich den letzten Höhenmeter in die Beine, dann geht’s nur noch bergab. Und zwar auf den berühmten 3-Länder-Endurotrails von Nauders. Erst bespaßen die Kehren des Gerry-Trails, dann die Waldspur des Riatschwegele-Trails. Die sonst unter Alpenüberquerern so gefürchtete Hauptkammpassage ist damit so gut wie ohne Schiebestrecke geschafft. Aber klar, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. In den folgenden 5 Etappen gibt es noch so manche Gelegenheit für diese Art Prüfung.
Die zweite Etappe der Maxxis BIKE Transalp klettert dieses Jahr von Imst zur Pillerhöhe hinauf. Die letzten 100 Höhenmeter davon auf einem wurzeligen und meist steilen Trail. - Markus Greber, BIKE Transalp Fotograf
„Die Maxxis BIKE Transalp ist allein landschaftlich ein so einmaliges Erlebnis – das sollte man niemandem verwehren“, Rekordsieger Karl Platt hatte die Idee, dass auch E-Mountainbiker an diesem Großevent teilnehmen dürfen sollten. Doch wie soll man das Rennfeld organisieren, ohne dass sich Biker mit und ohne E-Motor (Pedelecs) in die Quere kommen? Nach jahrelanger Überlegung ist man sich nun sicher, einen Weg gefunden zu haben.
Das limitierte Feld von maximal 75 E-Mountainbikern wird zwar dieselbe Transalp-Strecke fahren, startet aber in gebührendem Abstand nach den unmotorisierten Racern. Auch die Wertung ist anders: Bei den E-Bikern wird es nicht um die schnellsten Etappen-Zeiten von Start- bis Zielbogen gehen, sie müssen sich vielmehr auf speziellen Herausforderungen während der Etappen beweisen. Zum Beispiel in Form von fahrtechnischen oder konditionellen Extra-Aufgaben. Auf der übrigen Strecke können sie sich zwar entspannt Panorama und Trails widmen, dürfen dabei aber ihre Akku-Kapazitäten nicht aus den Augen verlieren. Besonders die langen Etappen mit bis zu 100 Kilometern und über 3000 Höhenmetern verlangen ein erfahrenes Energiemanagement. Auch wenn es jeden Tag etwa auf halber Strecke eine Akkuwechsel-Zone geben wird. Man kann sich auch nur für die erste oder die ersten zwei Etappen zum Reinschnuppern anmelden (Explorer Days). Das gilt übrigens für Racer mit und ohne E-Motor!
Schon die alten Römer wussten, warum sie die erste Fahrstraße über die Alpen, die Via Claudia, durch Imst verlegten: Der Tiroler Ort liegt strategisch günstig im Oberinntal mit direktem Zugang zu 5 Alpentälern.
Durch die Lechtaler Alpen touren, das Pitztal erkunden, zum Freeriden über den Fernpass oder doch lieber in den Bikepark von Ischgl, Serfaus oder Sölden? Wer sich für seinen Bike-Urlaub im Outdoor-Zentrum Imst einbucht, kann sich jeden Morgen neu entscheiden, was er lieber erleben möchte. Der Ort liegt wie ein Knotenpunkt im Oberinntal mit direktem Zugang zu allen Tiroler Haupttälern, keine 50 Kilometer von den eingangs erwähnten Top-Spots entfernt. Auch ein Tagestrip ins nahe Schweizer Unterengadin inklusive zollfreiem Einkauf in Samnaun ist möglich.
Viele Biker starten in Imst aber auch auf mehrtägige Bike-Abenteuer – schon weil der Ort einen Bahnhof hat, an dem selbst die Schnellzüge der ÖBB halten. Damit lässt es sich zum Beispiel bequem in die berühmte Transalp-Route Via Claudia Augusta einsteigen, ohne dass man dort sein Auto für mehrere Tage abstellen und nach der Tour wieder holen muss. Ganz Ambitionierte können sich von Imst aus sogar auf den über 32 Etappen ausgeschilderten „Bike Trail Tirol“ begeben. Die insgesamt 1000 Kilometer und 27.000 Höhenmeter dieser Runde klettern durch sämtliche Tiroler Täler, sind aber mit etwas sportlichem Ehrgeiz und/oder Einsatz der Bergbahnen auch in deutlich kürzerer Zeit zu schaffen. Oder man wählt gleich eine der ausgearbeiteten Dreitagestouren um die Mieminger Kette oder die Zugspitze.
Allerdings wäre es Frevel, wenn man ausschließlich zum Mountainbiken nach Imst käme. Wenn es sich irgendwo lohnt, einmal über den eigenen Lenker hinaus in eine andere Outdoor-Sparte reinzuschnuppern, dann hier: Die Region bietet beste Bedingungen für insgesamt 35 Fun-Sportarten. Unter dem Synonym Area 47 wartet hier zum Beispiel eine 20.000 Quadratmeter große Water Area mit Cliff-Diving-Plattformen, Highspeed-Rutschen, aber auch Lift und Schanzen zum Wakeboarden und Wasserskifahren. Aus den umliegenden Tälern und Schluchten sprudeln diverse Wildwasser, die sich bestens für Canyoning- und Rafting-Erlebnisse eignen. Man kann sich aber auch eine spektakuläre Kletterwand oder den höchsten Hochseilgarten Österreichs vornehmen oder ein nahe gelegenes Höhlensystem erforschen. Am See wühlen Beachvolleyballer im Sand und an den Felswänden gibt’s Adrenalin beim Flying Fox und Bungee-Jumping. Und sollte das Wetter mal einen Strich durch all diese Planung machen, dann kann man sich inzwischen sogar in einem Indoor-Bikepark mit Pumptrack, Kicker, Drops und Flowline austoben. Das Gute: Die Ausrüstung zu all diesen Sportarten gibt es vor Ort zu leihen, und wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann auch jeweils einen Kurs buchen.
Als Alpenüberquerer, der in einem der vielen Sporthotels von Imst nur Station macht, hat man naturgemäß weder die Zeit noch die Kraft für dieses riesige Angebot. Deshalb lohnt es sich definitiv, noch mal wiederzukommen.
Die Region: Der Tiroler Ort Imst liegt gleich hinterm Fernpass auf 828–1040 Meter Höhe im Oberinntal. Von hier aus kann man sternförmig in diverse Täler Richtung Hauptkamm oder Zugspitze abbiegen. So erreicht man Top-Spots wie Ischgl, Ehrwald und die beiden großen Bikeparks Sölden und Serfaus in weniger als 50 Kilometern.
Anreise: Obwohl Imst nur über einen kleinen Bahnhof verfügt, halten hier auch die Schnellzüge des ÖBB. Mittels App lassen sich hier auch Stellplätze für Bikes online reservieren. www.oebb.at
Touren-Info: Eine Auswahl an Tages- und Mehrtagestouren in der Region inkl. GPS-Daten gibt’s unter www.imst.at
Area 47: Alle Preise und Infos: www.area47.at
Zieleinlauf: Sonntag, 14. Juli 2024
Start der 3. Etappe: Montag, 15. Juli 2024, 8 Uhr
Die BIKE Transalp 2024 startet am Sonntag, den 14. Juli, in Ehrwald und endet am 20. Juli in Arco am Gardasee. Insgesamt: 520 Kilometer / 17.215 Höhenmeter / 7 Etappen.
Alle Infos zur Anmeldung: www.bike-transalp.de