ETAPPE 2

Etappe 2: Imst - Pfunds

Der Inn gibt auch am zweiten Tag den Weg vor. Entgegen seinem Lauf arbeiten wir uns ins Tiroler Oberland vor, tiefer hinein in die Berge, auf Straßen, die schon die alten Römer nutzten.

Die Via Claudia Augusta war eine der wichtigsten Römerstraßen durch die Alpen. In Tirol führt sie am Inn entlang und später über den Reschenpass nach Südtirol und Norditalien. Die Strecke der zweiten Etappe folgt zumindest grob dem Verlauf des alten Handelsweges, ganz so leicht wie es sich die Römer mit ihren Pferdekarren machten – getreu Motto „Immer schön im Tal bleiben“ machen wir es uns aber nicht. Immerhin gibt es von Imst nach Prutz eine reizvolle Abkürzung, die den Inn erst einmal rechts liegen lässt. Wobei diese Abkürzung von Radfahrern kaum als solche wahrgenommen werden dürfte. Was bringt es einem, wenn man 10 oder 15 km sparen kann, aber dafür 900 Höhenmeter mehr aufgetischt bekommt? Aber diese Diskussion ist müßig. Wer sich für die Transalp entscheidet, sieht die Pillerhöhe als die einzig wahre Option. Diese Herausforderung darf dann schon sein, zumal sich der Anstieg fair auf über 17 Kilometer Länge verteilt. Da der große Verkehr am Inn entlang über Autobahn und Bundesstraße rollt, bleibt es auf der schmalen Straße zur Pillerhöhe vergleichsweise ruhig, ideal fürs Rennrad. Als Belohnung gibt es auf der rassigen Abfahrt über Kauns nach Prutz wieder großes Panorama hoch über dem Inn. Doch aufgepasst, die vergleichsweise schmale Straße erfordert da hinab auch volle Konzentration. Unten im Inntal angekommen geht es weiter auf der alten, eher wenig befahrenen Talstraße. Der Transitverkehr wälzt sich längst auf der neuen Bundesstraße in Richtung Süden. Auf der Nebenstrecke ist deshalb Platz fürs Radfahren und bis in unseren Etappenort Pfunds lassen sich die Kilometer vergleichsweise genüsslich einsammeln. Doch so schnell wollen unsere neuen Gastgeber in Pfunds uns noch nicht da haben – das Zubereiten der Zielverpflegung braucht noch ein wenig Zeit. Fun Fact – oder besser No Fun Fact?: Im Revier des lokalen

Tourismusverbandes liegt Spiss, die höchstgelegene Gemeinde Tirols, auf 1628 Metern über dem Meer. Das ist für Rennradfahrer eines der schönsten Ziele der Gegend, zumal sich mit der Abfahrtsvariante über die Schweiz eine spannende Runde gestalten lässt. Und genau so machen wir’s. Nach der Abfahrt folgt die Route dem Inn erstmals in seiner Fließrichtung, es geht einige Kilometer zurück nach Pfunds. Und der Ort weiß zu überraschen. Im Zentrum winden sich schmale Gassen um liebevoll in Schuss gehaltene, historische Häuser, die vielleicht nicht ganz 2000 Jahre alt sind, aber erahnen lassen, dass die Römer schon damals ihre Spuren hinterlassen haben. Es lohnt sich, es ihnen nachzumachen.

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